Patrick Rexhausen

Wir für Unz-Gründer Patrick Rexhausen

Für Patrick Rexhausen von Wir für Unz ist Koch der schönste Beruf der Welt. Nirgendwo sonst treffen Genuss, Geschmack und Gefühl, Kreativität, Know-How und körperliche Arbeit, so geballt aufeinander, wie in der Gastronomie. Dabei geht es bekanntlich oftmals  heiß her. Für die Kollegen und deren Familien, bei Fragen oder Problemen setzt sich Patrick Rexhausen, selbst Koch aus Leidenschaft und Branchen-Kenner, mit Wir für Unz ein.

 

Wer und was steckt hinter Wir für Unz?

Wir für Unz ist eine unabhängige, kostenlose Info-Plattform für Köche und Gastronomen. Hier werden alle Fragen, die die Gastronomie gerade bewegen, beantwortet. Auch in Sachen Arbeitnehmerschutz sind Wir für Unz aktiv.

Hinter Wir für Unz stecke vor allem ich, Patrick Rexhausen, ein Koch mit 23 Jahren Berufserfahrung in der Gastronomie und Hotellerie, der die jeweiligen Entwicklungs-/Aufstiegsstadien durchlebt hat und sich entschlossen hat, für seine Liebe – das Kochen für coole Menschen – einzustehen. Ich möchte mit Wir für Unz erreichen, dass dieser Beruf, aber auch andere Handwerks- und der Dienstleistungstätigkeiten,  in der modernen Arbeitswelt zukunftsfähig und weiterhin liebenswert sind. Das heißt, dass man trotz harter Arbeit auch Familie, Freizeit und ein solides Gehalt haben und vor allem auch in seinem Job alt werden kann. Es verbirgt sich also kein Investor, kein Crowd Funding oder was auch immer dahinter. Das Projekt ist aus eigenen privaten Mitteln aufgebaut.

Wie kam es zur Gründung der Organisation?

Nachdem ich ein erfolgreiches Food- und Küchen-Konzept für meinen Arbeitgeber entwickelt hatte und dieses 4 Jahre am Berliner Markt halten konnte, kam es zu einem Wechsel in der Hoteldirektion. Diese Management-Veränderung ging, wie oft in meiner Laufbahn, einher mit eklatant anderen Vorstellungen von Lebensmittelqualität, Nachhaltigkeit und besonders auch der Personalplanung und -führung.

Ich war nicht bereit, mein Team und die kulinarische Linie unter diesen Fesseln zu führen, daher mussten sich unsere Wege trennen. Da das Ergebnis meiner Arbeit für sich gesprochen hat und ich einen soliden Rechtsberater hatte, konnte ich eine einvernehmliche Lösung erzielen, ohne in einen nervigen Rechtsstreit zu gehen. Belastet und enttäuscht hat diese Situation dennoch enorm – mich und meine Familie. Denn ich liebe meine Arbeit und eigentlich auch diesen Arbeitsplatz.

Dabei wurde mir immer klarer, dass es keine zeitgemäße, glaubwürdige Bewegung gibt, die sich für uns Arbeitnehmer stark macht, um Fairness in eine moderne Arbeitswelt für Handwerker und Dienstleister zu transportieren.

Mit Wir für Unz möchte ich keine Revolution anzetteln oder zum Kampf der Arbeiterklasse aufrufen, sondern die Möglichkeit einer unabhängigen Informationsquelle über die sich schnell verändernde Arbeitswelt und über kluge Reaktionsmöglichkeiten bieten – für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und für vertretbare anständige Ausbildungsplätze.

Dafür engagieren wir von Wir für Unz uns als „Crew“ für die Kollegen aus dem Handwerk und setzen uns für ihre Ziele und Bedürfnisse ein. Wir sind Berater, Partner, Kollegen und stehen ihnen mit Rat und Tat jeder Zeit zur Seite, wenn es doch mal schwierig wird. So können wir gemeinsam noch mehr bewegen, als jeder Einzelne allein!

Wie stehst du zu Aussagen wie „Geht bloß nicht in die Gastronomie!“?

Da ich meinen Beruf liebe und heute von den vielen Möglichkeiten, die mir meine Beharrlichkeit in der Gastronomie eröffnet hat, profitiere, kann ich die Aussage nicht pauschal bestätigen. Aber ich musste auch viele Federn lassen und habe enorm viel Lehrgeld gezahlt. Aber ich glaube an eine Zukunft für dieses schöne Handwerk und daran, dass sich auch in der Gastronomie Familie und Beruf vereibaren lassen müssen, an eine mit gesunde Work-Life-Balance, mit Arbeits- und Lebensqualität.

Jedem, der über den Einstieg in die Gastronomie nachdenkt, kann ich diese Branche trotz mancher Beschwerlichkeiten wärmstens empfehlen.

Nicht nur der Fachkräftemangel ist ein Problem für die Branche, auch wollen immer weniger den Beruf des Kochs erlernen? Dein Plädoyer, es doch zu tun, bitte.

Kochen ist einer der schönsten Berufe der Welt. Höchst komplex und anspruchsvoll, hoch technisch, bio-chemisch basiert, kreativ, sportlich und voller Gefühl, Kraft und Teamgeist, weltumspannend, verbindend und man hat die Möglichkeit, Menschen etwas Gutes zu tun. Ein Handwerk für Tüftler, das nie langweilig ist und das Liebe, Leben, Leidenschaft und Identifikation verkörpert. Damit dieser Beruf so gelebt werden kann und diese Kultur und Philosophie wieder Wertschätzung erfährt, habe ich  Wir für Unz ins Leben gerufen!

Aus meiner Sicht ist der Fachkräftemangel ein hausgemachtes Problem. Durch zu geringe Personaldecken müssen Fachkräfte stets mehr leisten. Ruhezeiten, Planbarkeit der Freizeit, geregelte Arbeitszeit und reale, leistungsgerechte Vergütung sind der Schlüssel zu mehr Attraktivität. So wie man Fairness kennt und versteht: wer mehr arbeitet, Schichtdienst leistet, sich mehr Stress und Verantwortung aussetzt, muss auch davon profitieren – sei es durch Freizeitausgleich oder entsprechenden Lohn.  Stattdessen wird gerne in zwischengezogene Management-Ebenen investiert, die oft branchenfern sind und die Sparschrauben an auf lange Sicht falschen Stellen ansetzen.

Wie sieht für dich die ideale Zukunft für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Gastronomie aus?

Arbeitnehmer bewirten ihre Gäste mit Fleiß, Professionalität, Liebe, Engagement, aus Überzeugung und mit Respekt. Sie können sich auf Ruhezeiten, Urlaub sowie Zeit für sich und mit ihrer Familie verlassen, ohne die Exoten in der Branche zu sein. Für die geleistete Arbeitszeit werden sie fair entlohnt und sind stolz auf ihren Betrieb, ihren Arbeitgeber und ihre Leistung.

Arbeitgeber sind stolz auf ihre Belegschaft und die gemeinsam erreichte Entwicklung und können langfristig auf ihr Team bauen. Sie wirtschaften über ehrliche, profitable Preisgestaltung und werden nicht dafür bestraft, dass sie sich als einige wenige an Normen und gerechten Arbeitsschutz halten.

Thema Mindestlohn: Ist eine Umsetzung aus deiner Sicht auch langfristig machbar? Wenn ja, wie? 

Selbstverständlich ist der Mindestlohn auch langfristig umsetzbar! Wenn ein Unternehmen nur dadurch überleben kann, weil es zu niedrige Löhne zahlt, von denen die Mitarbeiter nicht leben können, so gehört dieses Unternehmen nicht auf den Markt. Eine vernünftige Kalkulation mit der Qualifikation angemessenen Lohnkosten ist das 1×1 der Betriebswirtschaftslehre. Profitmaximierung auf dem Rücken der Arbeitnehmer ist der falsche Weg.

Gesundes Wachstum entsteht neben der Qualifikation der Mitarbeiter auch durch die Identifikation mit dem Betrieb, dem Engagement, der Einsatzfreude. Diese erzielt man durch Wertschätzung, durch Lob, aber eben auch durch ein faires Grundgehalt. Wenn einige Gastronomie-Betriebe diese Basis nicht mitgehen können, dann haben sie jahrzehntelang falsch gerechnet und werden nun den Wandel schaffen müssen, um die Mindeststandards zu erfüllen – oder schließen. Das ist leider so. Die Lösung kann nicht sein, dass Fachkräfte wie Aushilfen bezahlt werden. Da beißt sich die Katze in den Schwanz und wir stoßen wieder auf den hausgemachten Fachkräftemangel.

Wir für Unz ist sich genau dieser heiklen Situation bewusst, informiert seine Crew über diese Veränderungen und bietet im Streitfall den richtigen Partnern.

Gastronomie und Familie – für viele nicht vereinbar. Hast du einen Vorschlag, wie es trotzdem kappt?

Für mich ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine der wichtigsten Ziele für jeden in der Gastronomie.

Eltern wollen arbeiten, um ihren Kindern etwas bieten zu können und um Vorbild zu sein. Durch Planbarkeit, Dienstpläne mindestens zwei Wochen im Voraus, über eine verlässliche Urlaubsplanung und Vertretungsregelung und die Einhaltung von Arbeitszeiten sind viele Voraussetzungen dafür geschaffen. Durch qualifizierte Führungskräfte, die sich ihrer Personalverantwortung bewusst sind und Geschäftsführern, die diese Planbarkeit von allen Mitarbeitern einfordern und gutheißen, ist eine solide Grundlage gegeben.

Selbstständigkeit ist der Traum vieler junger Gastronomen. Doch im Laufe der Jahre können sich immer weniger Betriebe behaupten. Was würdest du ihnen raten, damit ihr Einsatz am Herd, im Service und hinter der Bar von Erfolg gekrönt wird?

Liebe und lebe das, was Du machst. Eruiere den Markt, suche den USP/das Alleinstellungsmerkmal in der Gegend. Entwickle entsprechend coole Produkte. Ungeschönte Kalkulation und ständige Kostenkontrolle sind das A+O. Halte Dich an Dein Konzept und trage die Liebe und Identifikation nach außen. Suche Dir dazu Personal, das Deinen Spirit versteht und mitgehen kann. Entwickele Dich weiter, hinterfrage Dich, um strategische Entscheidungen rechtzeitig zu sehen und zu treffen. Bleibe konsequent, ehrlich und lass Dich nicht verarschen. Vergiss nie, es ist Dein Geld, das Du eingesetzt hast.

Erzählst du uns deine schönste Erfolgsgeschichte von einem Helden am Herd?

Für mich sind ALLE Köche Helden am Herd, die ihren Beruf mit Herz und Leidenschaft gegen den täglichen Stress verteidigen – egal ob in der Schul-Kantine oder der Sterneküche. Identifikation mit dem Handwerk und die Liebe für gesundes Essen machen jeden einzelnen zum Helden.

Wir für Unz